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Montag, 11 November, 2019

Extinction Rebellion und das Zentrum für Politische Schönheit

Nachdem der Autor von endederrevolutionen sich inzwischen um das Zentrum für Politische Schönheit gekümmert hat, korrigiert er sein spontanes Vorurteil. Das "und" im Beitragstitel verbietet sich weiterhin: Gegensätzlicher können die Positionen nicht sein. Extinction Rebellion sollte sich von diesen faschistoiden Tendenzen in der Gesellschaft nicht irritieren lassen. Das Geschäftsmodell des "Zentrums der Politischen Schönheit" ist das Politische, das wieder typisch deutsch daherkommt. Das heißt, die Wahrnehmung des Menschen wird in eine dafür extra inszenierte entfremdete Umgebung transformiert. Der wirkliche Mensch interessiert nicht. Anders die Angst von Extinction Rebellion, die forcierte Zerstörung unseres Planeten Erde, sie taugt nicht als Geschäftsmodell. Und solange die XR-Rebell*innen sich nicht auf der politischen Bühne vernebeln lassen sondern stets und unbeirrt im Zentrum ihres Handelns die Warnung vor der drohenden Klimakathastrophe stellen, werden sie als Leuchtfeuer den Menschen Orientierungen geben können; nicht dogmatisch, nicht anleitend, sondern selbstbestimmt: Jeder wird seine eigenen Handlungen überdenken, sich in der Widersprüchlichkeit seiner Handlungen erkennen und seine durch das Recht verordnete entfremdete und für das Klima der Erde extrem schädliche Lebensweise oft erst entdecken können. Ihre Sprache mit- und untereinander ist solidarisch und rücksichtsvoll, sanft und ungehorsam. Man wird sie als Sekte verteufeln und diese Verteufelung erinnert an die Katharer. Aber das darf sie, das soll sie.

Aber hütet euch vor dem Gedanken einer Institutionalisierung eures Protestes durch Bürgerkomitees! Folgt nicht dem Weg der italienischen Faschisten. Bleibt außerhalb der Parlamente oder folgt dem Weg von enderderrevolutionen.de, der aber diametral dem englischen Leviathan entgegensteht und einen politischem Neuanfang gleich käme. Nicht Thomas Hobbes, sondern David Hume müsste nachträglich in England gefolgt werden. Konzentriert euch politisch vielleicht besser auf euer Oberhaus. Es wäre ein anderer Weg, der aber durchaus in der Lage wäre, die Würde des Menschen mit der Achtung und Respekt vor der Natur auch in England einmal wieder herzustellen.

Die Sprache der Politiker des "Zentrums für Politische Schönheit" ist selbstredend: "Sturmgeschütze des Humanismus", "Sturz des Regimes", "tödliche Falle", "Sturmtruppe zur Errichtung moralischer Schönheit", "politische Poesie", menschliche Großgesinntheit", "Feigheit", "Flüchtlingsabwehr", "wir bewaffnen die Wirklichkeit", "Widerstand (...) muss verstören", "Gesetze der Wirklichkeit", "moralisches Gewissen besetzt von öffentlichen Intellektuellen".... Weiter braucht bei diesen "Politikern der Kunst" nicht gelesen werden. Sie ist wieder da, offensiv, lesbar, wahrnehmbar, die Sprache der Faschisten. Hegelianisch und typisch deutsch; sie nennen ihre Sprache dialektisch, wollen spiegeln und merken noch nicht einmal, was sie da eigentlich spiegeln: Häßlich sind sie, wie ihre Vorläufer häßlich waren. Danke, Rebell*innen von XR.

XR, wo aber ist das Problem ?  Bleiben wir dem Humanismus eines gewaltlosen Widerstands und dem Ungehorsam gegenüber Staatsaktivisten treu. Schweigen wir zu diesen gefährlichen Phrasen, die wieder öffentlich verkündet werden und offensichtlich wieder dem Stimmenfang dienen. Schweigen! Das ist doch einfach, schweigen; jedes Wort, jede Kommunikation mit diesen postmodernen faschistoiden Menschen würde Extinction Rebelloin in Verdacht bringen.

Sprechen wir unbeirrt eine Sprache der Gewaltlosigleit und kommunizieren wir unsere gemeinsamen Sorgen, unsere Erkenntnisse über die fortschreitende Zerstörung der Natur mit den Menschen. Werben wir für eine andere Gesellschaft, nicht aber für eine Postwachstumsgesellschaft und kümmern wir uns nicht darum, dass die "Politische Schönheit" mit Sex and Crime und nicht mit der Verwendung des Postulats, einer Postwachstumsgesellschaft diese durch Abgeben aktiv fördern müssen. Ein sich anbietendes Bild vom "Rattenfänger von Hameln" für die "Politische Schönheit" hätte ich gerne verwendet; es verbietet sich aber, weil die Menschen einfach keine Ratten sind; Menschen lieben die Töne einer Flöte. Sie verstehen wenn wahrhaft gesprochen wird und wenn gemeinsam musiziert wird. Sie werden mit uns gemeinsame Wege gehen wenn wir sie mit unseren Überzeugungen einladen. Sie dürfen nie als Ratten bezeichnet werden, auch nicht in einem Kunstprojekt. Ratten sind Geschöpfe der Natur.

Ein Nachtrag Stunden später, nachdem der Ritterschlag durch die Redakteure der Zeitung DIE WELT zur Kenntnis genommen wurde, sollte durchaus auch hier veröffentlicht werden: "Die Aktionen des Zentrums für Politische Schönheit schlagen ein wie Bomben. Man kann zumindest für Deutschland sagen, dass es lange keine politische Kunst mehr gegeben hat, der es gelungen ist einen solchen maximalen Effekt zu generieren."

Damit kein Missverständnis entsteht: Die Themen, die diese Akteure mit künstlerischem Anspruch behandeln und ausgewählt haben, unterscheiden uns nicht. Im Gegenteil. Was uns unterscheidet ist die Sprache, ist die Dramaturgie ihrer Themen und manche Lösungshinweise. Ihr Web-Auftritt gleicht dem Auftritt eines Warenhauses im Internet; perfekt, bildgewaltig und modern. Sie wissen wo´s lang geht, was wir wahrnehmen sollten. Ich weiß es nicht. Mit der Bezeichnung "faschistoid" will ich aufklären. Mein Faschismusbegriff unterscheidet sich völlig von ihrem oder von einem, wie ihn beispielsweise der wissenschaftlich gebildete Faschismusexperte Ernst Nolte verwendet hat; weniger an seiner These eines "kausalen Nexus", vielmehr von seinem Motiv, den Faschismus als epochiales Geschehen wieder aus der Welt schaffen zu wollen. Aber die Faschisten sind im Jahr 1945 nicht erschrocken und haben sich aus der Welt gestohlen. Nein, die Faschisten haben nur ihre Hemden gewechselt, die sie sich noch in den letzten Jahren vor 1945 in Frankreich, Österreich, in Spanien und vielen anderen Orten stolz getragen haben. Ihr gemeinsamer Gruß, mit dem sie Weltgeschichte schrieben, wird hierzulande staatlich sanktioniert, in Italien längst wieder gezeigt. Italien, das Mutterland des Faschismus, das dieser Bewegung auch den Namen gab, macht hier eine Ausnahme. Nachdem die alten und neuen Faschisten dort nicht mehr Gefahr laufen wie ihr "Duce del Fascismo" von Killern hinterrücks niedergeschossen zu werden pflegten sie sofort wieder ihre Uniformen und huldigtem öffentlich ihrem Duce und das überhaupt nicht postmodern wie hierzulande. (siehe auch: Neuer Faschismus, Neue Demokratie) . Hier haben sie in den ersten Jahrzehnten nach dem sogenannten Zusammenbruch wieder gut bürgerlich ihre Hemden samt Kravatte aus dem Schrank geholt, waren zurückgelaufen dorthin wo sie herkamen: in die bürgerliche Gesellschaft. Sie wirkten mit an der Restaurierung ihres ramponierten Staates. Dem gehörten sie bereits früher in unterschiedlichen politischen Lagern an, die sich in den Parlamenten ordentlich getrennt nach Links, Mitte und Rechts gruppierten, nahmen ihre alten Plätze wieder ein und stritten auch sofort wieder wie früher als sie die Parlamente mit Bezeichnungen wie Quasselbuden verhöhnten und einfach nur schneller zur Sache kommen wollten. Der Faschist muss auch nicht grundsätzlich menschenverachtend auftreten. Das Problem ist, das weiß in der Regel selbst der postmoderne Faschist nicht. Er glaubt wenn er mit anderen öffentlich auftritt, dass er als Bürger ihres Staates Einfluss auf die Behandlung politischer Themen als Mittler zwischen den Menschen draußen und den Politikern drinnen wirken kann. Das Parlament der bürgerlichen Gesellschaft aber ist keine res publica. Es ist ein staatlich eingerichter Ort, in dem sich die politischen Parteien abstimmen müssen. Keinesfalls aber eine öffentliche Sache wie es sein müsste und ordentlich getrennt vom Haus der Exekutive.

Das Bild, das die Aktivisen des Zentrums für Politische Schönheit veröffentlichen, ist grausam. Aber der Mensch, der da liegt, hat uns mit seinem Tod eine Botschaft hinterlassen: Ihr lasst es zu, dass wir sterben. Ihr tötet schrecklich. Nicht durch die Kugel oder das Schwert sondern durch eure Gesetze. Ich starb hier und noch im Sterben klagte ich euch an: Politische Mörder. Der Mann aber, der fotografierte, das ist der unter dem ich genauso gelitten habe, bevor ich starb: Der postmoderne Faschist. Ausgestattet mit Kamera, wohl gut genährt und gesellschaftlich völlig integriert in eure Gesellschaft des bürgerlichen Rechts sorgt er, dass seine Politiker versorgt werden auch mit dem letzten Bild von mir. Nicht einmal jetzt, ihr politischen Aktivisten, wenn ich tot vor euch liege beschützt ihr meine Würde.

Heute, liebe Rebellinnen und Rebellen wird klar, was bereits über die Schülerinnen und Schüler der Bewegung Fridays for Future geschrieben wurde: "Es wird nicht gelingen", auch ihr macht den entscheidenden Fehler: Ihr gehorcht!

Ihr predigt den Ungehorsam und trägt das Wort nur auf euren Lippen. In euren Herzen aber seid ihr Knechte, Knechte des Paulus, über den auf endederrevolutionen.de schon viel geschrieben wurde.

Heute, neun Monate nachdem Demonstranten mit Gutheißung zumindest eines Politikers der Labour-Partei die Statue des Sklavenhändlers Edward Colston vom Sockel geholt und in einem Hafenbecken versenkten, müsst ihr euch entscheiden. Die Politiker haben sich längst auf ihre stärkste Waffe gegen den Ungehorsam besonnen und die neun Monate genutzt, das Gesetz vorzubreiten. Unsere überraschenden Aktionen werden schon morgen in England und danach in allen westlichen Demokratien der Geschichte angehören. Sie werden euch wie Julian Assange und all die vielen bekannten und unbekannten Menschen, um die sich weniger die Weltpresse kümmert, ins Gefängnis werfen und den Rest besorgen die Richter. Die können nicht anders und das Mindeststrafmaß wird ihnen gesetzlich vorgeschrieben. Was sollen die tun? Es sind Menschen wie Du und ich, Angehörige des kantischen Pöbels. Die müssen Recht sprechen. Das Gesetz verlangt es, die Oberen verlangen es und es wird enden, wie es in allen Staaten endet, die erfolgreich in einen autoritären Staat, der dem Leviathan folgt, endet. Ihr müsst euch entscheiden. Einen ausgewogenen und realistischen Weg ist hier beschrieben und Chelsea Manning zeigt, dass dieser Weg gegangen werden könnte. Chelsea ist die Negation des mutlosen Menschen und sicherlich auch Vorbild für Rebellinnen und Rebellen, die stets mit höchstem Level die verborgenen Aktionen von XR durchführen. Selbst die Erzwingunshaft konnte sie nicht beugen. Sie hätte wie Franz Jägerstetter, Thomas Morus, Giordano Bruno und Jesus von Nazareth, um nur die hervorragendsten und aufrechtesten Menschen, historisch rückwärts gehend, der Geschichte zu nennen, wären historische Beispiele für die Kandidaten, die auf der Liste kandidieren. Politikferne Menschen, die sich keinem ungerechten Gesetz beugen, die auch keine, sich noch so plausibel vorgetragene menschliche Vernunft zu Umkehr zwingen konnte. Sie wäre die ideale Kandidatin für einen Platz in der Ersten Kammer und wäre, wenn sie doch nur unter uns leben würde, ihren Wahlkreis mit Hilfe der sozialen Medien und der Presse mit Sicherheit erobern. Mit Frauen wie Chelsea solltet ihr kämpfen, mit endederrevolutionen solltet ihr kämpfen, wenn Extincton Rebellion weiter weltweit als Vorbild für die vielen Mutlosen bestehen bleiben will. Wir müssen den Planeten retten, wenn die Menschheit überleben soll.

Ein wahrhafter Weg allerdings, der mit der persönlichen Haltung der Franziskaner und einem neuen Pontifex Maximus, der allein der Erhaltung der Schöpfung verpflichtet ist, wäre nur denkbar. Er bleibt eine Vision und kann nicht gegangen werden. Wir würden mit wenigen Apostel gehen und einige von ihnen könnten sich vermutlich auch nicht von dem Politiker Paulus trennen. Alles bliebe mittelalterlich. Wir leben aber in der Postmoderne und können die Geschichte nicht überlisten. Immanuel Kant sah das richtig und vernünftig: Solange in einer Demokratie der Poebel an die Wahlurnen geht, ist die Demokratie "notwendig ein Despotismus". Dieser Vernunft Kants, die der Autor von endederrevolutionen mit dem Begriff "halbierte Vernunft" politisch bezeichnet, kann aber begegnet werden, wenn dieser praktisch "halbierten Vernunft" Kants, die andere Hälfte der Vernunft, die unpraktisch ist und nur dem unpolitischem ethischen Gewissen fogt mit einem anderen Regierungssystem abgeholfen werden.

Extinction Rebellinnen und Rebellen, schaut euch das System genau an. Euer "englischer" Weg, den der Autor von endederrevolutionen.de politikwissenschaftlich nicht nachvollziehen kann und er trotzdem mit euch geht, wäre demnächst zu Ende. Er folgte eher einem Thomas Hobbes als einem David Hume und in Italien unter dem Duce wurde er in ähnlicher Form bereits einmal gegangen. Sie träumen dort noch immer. Er führt aber geschichtlich wieder zurück in die Geschichte der Korporationen, zum korporativen Staat. Eure Bürgerkomitees wurden im faschistischen Italien nur anders benannt. Letztlich aber taugen auch diese letztlich zum Garanten des bürgernahen bürgerlichen Staates, der verantwortlich ist, dass das Carbon verbrannt wird.

Posted by Michael Schwegler at 22:28
Edited on: Freitag, 19 Februar, 2021 20:23
Categories: Aktuelles